Höhere Fachschule für Sozialpädagogik

Systemische Mobbingintervention

Diese zehntägige Weiterbildung ist Teil des Präventions- und Mehr-Ebenen-Programms Konflikt-KULTUR und richtet sich an alle, die lernen möchten, wie man Mobbing verhindert bzw. bestehendes Mobbing erkennt und beendet, demokratiepädagogisch soziales Lernen anregt und Gruppen und Schulklassen professionell führt.

Datum
17. März – 27. Juni 2023
Veranstalter
HFS Zizers
Ort
HFS Zizers
Höhere Fachschule für Sozialpädagogik
Kantonsstrasse 8
7205 Zizers
Referent
Thomas Grüner
Dipl.-Psychologe, HAKOMI-Therapeut und Ausbilder für Mediation und Tat-Ausgleich

Mobbingintervention – Sozialtraining – Positive Autorität

Daten

  • 17. – 18.03.
  • 23. – 25.03.
  • 20. – 22.04.
  • 26. – 27.06.

Kosten

CHF 1800

Zertifizierung

Die Teilnahme an der Veranstaltung wird bestätigt. Zusätzlich kann das kostenpflichtige Zertifikat „Fachberater*in für systemische Mobbingprävention und -intervention in Schule und Jugendhilfe“ erworben werden. Voraussetzungen sind:

  • Regelmäßige und vollständige Teilnahme
  • Praxisnachweis von zwei Präventions- und Interventionsmaßnahmen inklusive Nachsorge sowie Dokumentation dieser Maßnahmen
  • Leitung einer Informationsveranstaltung für Kollegen bzw. Eltern
  • Videosupervision
  • Intervision

Psychosoziale Gesundheit in der Schule fördern

Mobbing ist ein Gruppenphänomen und kann nur mit einer koordinierten systemischen Intervention auf den Ebenen Einzelperson, Klasse und Schule umfassend und nachhaltig bearbeitet werden. Die Fortbildung macht Entstehung, Eskalation und Bedeutung von Mobbing verstehbar. Die Weiterbildung besteht aus vier Teilen:

1. Das System der Schikane – Strategien gegen Mobbing

Nach aktuellen Untersuchungen leidet in fast jeder Schulklasse ein Kind unter den fortwährenden (Cyber-) Attacken und Schikanen der Mitschüler. Die Folgen für die Betreffenden sind gravierend. Gewaltphantasien, Rückzug, Depression, Suizidgedanken und psychosomatische Reaktionen zeigen die große Belastung der „Opfer“. Verschlimmert wird dieser Umstand dadurch, dass viele gut gemeinte Interventionen von Erwachsenen eine dauerhafte Lösung verhindern oder sogar zu einer Intensivierung der Angriffe führen.

Da Mobbing als gruppendynamisches Problem aufzufassen ist, das nicht nur Täter und Opfer, sondern alle Schüler einer Schulklasse betrifft, muss die Intervention auf Klassenebene ansetzen und die gesamte Gruppe einbeziehen. Mobbing ist ein Gruppenphänomen und kann nur durch eine systemische Intervention gelöst werden.

Die Fortbildung thematisiert Definitionsmerkmale und den phasendynamischen Verlauf von Mobbingprozessen. Darüber hinaus werden typische Interventionsfehler und mit Hilfe einer Videodemonstration die Systemische Mobbingintervention gezeigt und besprochen.

2. Demokratie leben – Sozialtraining und Mobbingprävention

Im Sozialtraining geht es um Demokratiepädagogik und darum, wie die alltäglichen Konflikte zwischen Kindern und Jugendlichen in Schulklassen oder festen Gruppen genutzt werden können, um soziales und interkulturelles Lernen anzuregen sowie personale und kommunikative Kompetenzen zu stärken. An zwei aufeinanderfolgenden Fortbildungstagen findet vormittags eine Methodendemonstration statt. Das Sozialtraining wird mit einer Gruppe oder Schulklasse aus dem Teilnehmerkreis demonstriert. Nachmittags werden die Methoden des Vormittags reflektiert. Ziel ist es, die Fortbildungsteilnehmer*innen in die Lage zu versetzen, diese Methoden in den eigenen Klassen oder Gruppen anzuwenden und sie in den Alltag zu integrieren.

Die Teilnehmer*innen erfahren, wie sie Kinder und Jugendliche dazu anleiten können

  • ehrlich zu sein,
  • die eigene Meinung offen zu äußern (Zivilcourage) und die Meinungen anderer zu respektieren,
  • die wichtigsten Grund- und Menschenrechte zu erarbeiten und sich gewaltfrei zu wehren,
  • Bedürfnisaufschub und Frustrationstoleranz zu trainieren
  • prosoziales Verhalten anzuerkennen und störendes Verhalten von Mitschülern oder Gruppenteilnehmern konstruktiv zu kritisieren und,
  • inneres Erleben wahrzunehmen und zu kommunizieren.

Das Sozialtraining hat positive Auswirkungen auf das soziale Klima und verhindert Mobbingprozesse. Der respektvolle Umgang miteinander, die gegenseitige Wertschätzung und der Zusammenhalt werden gestärkt. Die positiven Beziehungserfahrungen wirken sich auch auf die Lernmotivation aus und führen zu einem verbesserten Arbeits- und Lernklima.

3. Positive Autorität, Resilienz und Classroom-Management

Die Neurobiologie des Lernens, die Resilienz- und Lernerfolgsforschung zeigen, wie wichtig es ist, Kindern und Jugendlichen eine Beziehung anzubieten, in der sie sich sicher und gesehen fühlen, die ihnen Halt, Orientierung und Struktur gibt und die Werte vermittelt. Gleichzeitig ist die Arbeit mit Gruppen und Schulklassen ist eine große Herausforderung, die viel persönliche Stärke voraussetzt. Es geht darum Stärke zu zeigen, ohne in autoritäres Verhalten abzugleiten. Stärke statt Macht ist das Ziel. Wichtige Stichwörter sind: Transparenz, Ziele, Vorbild, Motivation und Schutz.

Auch zeigen Forschungsergebnisse zum Thema „delay of gratification“, dass der Schulerfolg weniger vom Intelligenzquotienten abhängt, sondern vielmehr von der Fähigkeit zum zur Impulskontrolle. Bedürfnisaufschub und Frustrationstoleranz sind wichtige Resilienzfaktoren und wirken präventiv gegen Gewalt, Sucht und andere Auffälligkeiten.

Fortbildungsinhalte:

  • Resilienz- und Lernerfolgsforschung und ihre Implikationen.
  • Beziehungsstile als Ergebnis des Zusammenspiels der Beziehungsdimensionen, Responsivität und Führung.
  • Die Metakompetenzen Selbstreflektion und Selbststeuerung als Voraussetzung für die Nutzung eigener Potenziale und ihre neurobiologischen Grundlagen.
  • Sich frei machen vom Gelingen: Innere Haltungen und Burn-out Prävention.
  • Wirksamkeitskriterien von Verhaltensaufforderungen und Verhaltensregeln.
  • Bedürfnisaufschub und Frustrationstoleranz trainieren.
  • Dokumentationssysteme als Voraussetzung für eine Feedback-Kultur.
  • Motivationspädagogik und ihre neurobiologischen Grundlagen.
  • Belohnungsfallen und ihre Relevanz für den erzieherischen Alltag.
  • Professionelle Motivationsangebote und Motivationssysteme.
  • Implikationen der Sanktionsforschung für den erzieherischen Alltag.
  • Deeskalation bei herausforderndem und aggressiv-oppositionellem Verhalten.

Praxisbegleitung und Supervision

Praxisreflexion, Praxisbegleitung und (Video-)supervision, sind integraler Bestandteil der Fortbildung.

Leitung

Thomas Grüner, Dipl.-Psychologe, HAKOMI-Therapeut und Ausbilder für Mediation und Tat-Ausgleich. Mehrjährige Tätigkeit im Kinder- und Jugendschutz. Mitbegründer und Leiter des Mehr-Ebenen-Programms Konflikt-KULTUR. Seit 1997 ist Thomas Grüner in der Organisations- und Schulentwicklung tätig und bildet bundesweit sowie in Österreich und in der Schweiz Fachkräfte in den Methoden von Konflikt-KULTUR aus. Er arbeitet mit Kindern und Jugendlichen aller Altersstufen und leitet Supervisionsgruppen und Seminare zu Erziehungsfragen.